Vorrangige Richtungen der Gewährleistung der Lebensmittelsicherheit in Usbekistan

Angesichts der Globalisierung der Weltwirtschaft und einer Vielzahl von Krisen – wie Pandemien, Naturkatastrophen und geopolitischen Spannungen – ist der Bedarf der Staaten an der Lebensmittelsicherheit erheblich gestiegen. In diesem Kontext kommt dieser Herausforderung für jeden Staat eine strategische Bedeutung zu.
Für Usbekistan hat dieses Anliegen höchste Priorität, da es sich unmittelbar auf die sozioökonomische Stabilität des Landes sowie auf den Lebensstandard und den Wohlstand der Bevölkerung auswirkt.
Im Jahr 2023 waren 24 Prozent der 14 Millionen Erwerbstätigen in Usbekistan – das entspricht etwa 3,4 Millionen Menschen – in der Land- und Forstwirtschaft sowie der Fischzucht beschäftigt. Der Anteil der Landwirtschaft am Bruttoinlandsprodukt des Landes liegt derzeit bei 19,2 Prozent. Das zeigt, dass dieser Bereich nicht nur für die Gewährleitung der Lebensmittelsicherheit, sondern auch für die Schaffung von Arbeitsplätzen und die Steigerung der Deviseneinnahmen durch Exporte eine zentrale Rolle spielt.
Im Zuge der Reformen wurde die landwirtschaftliche Produktion diversifiziert und ein Cluster- sowie Kooperationssystem eingeführt. Heute werden in diesem Bereich moderne landwirtschaftliche Technologien eingesetzt. Zudem wird der Gartenbau bei privaten Hauswirtschaften gezielt gefördert. All diese Maßnahmen haben zu einer Steigerung des Produktionsvolumens und zu einer Verbesserung der Produktqualität im Land geführt. Das Ziel ist es, die Bevölkerung mit qualitativ hochwertigen Lebensmitteln zu versorgen, die Importabhängigkeit zu verringern und das nationale Lebensmittelsystem zu stärken.
Ende 2024 belief sich das Gesamtvolumen der Produktion und Dienstleistungen in den Bereichen Land-, Forstwirtschaft und Fischzucht in Usbekistan auf 36,9 Milliarden US-Dollar – ein Anstieg um 3,1 Prozent im Vergleich zum Jahr 2023. Dieses Wachstum ist vor allem auf die Digitalisierung der Sektoren, die flächendeckende Einführung des Clustersystems sowie die Umsetzung von Reformen zurückzuführen, die auf die Entwicklung exportorientierter Produkte abzielen.
Derzeit exportiert Usbekistan über 180 Arten landwirtschaftlicher und Nahrungsmittelprodukte in mehr als 80 Länder. Dies verdeutlicht die wachsende internationale Nachfrage nach usbekischen Agrarprodukten und die zunehmende Stärkung der Position des Landes auf dem internationalen Lebensmittelmarkt.
Im Jahr 2024 belief sich der Export von Lebensmitteln und lebendem Vieh auf 2,2 Milliarden US-Dollar, was 8,1 Prozent des gesamten Exportvolumens Usbekistans ausmachte. Gleichzeitig erreichte der Import dieser Produktkategorie 3,7 Milliarden US-Dollar, entsprechend 9,5 Prozent der gesamten Importstruktur. Diese Zahlen verdeutlichen, dass ein erheblicher Teil des nationalen Lebensmittelbedarfs weiterhin durch Importe gedeckt wird. Vor diesem Hintergrund ist es erforderlich, die einheimische Produktion gezielt auszubauen und die vorhandenen Ressourcen in diesem Bereich effizienter zu nutzen.
Es wird eine systematische Politik geführt, die auf die Umwandlung der Landwirtschaft und die Entwicklung des Gartenbaus abzielt. Die Versorgung des Binnenmarktes mit Nahrungsmitteln wird dadurch stabilisiert. Infolgedessen wächst auch das Exportpotenzial allmählich.
In den Bereichen Gartenbau, Melonenanbau und Weinbau werden wettbewerbsfähige, qualitativ hochwertige Produkte angebaut. Der Export von Bio- und Verarbeitungsprodukten, für die auf den Außenmärkten nach wie vor eine hohe Nachfrage besteht, wächst besonders schnell.
Im vergangenen Jahr wurden in Usbekistan Obst und Gemüse im Umfang von 2036,2 Tonnen angebaut – ein Anstieg von 15,8 Prozent im Vergleich zu 2023. Der Gesamtwert des Lebensmittelexports belief sich auf 1 549,5 Millionen US-Dollar, was einer Steigerung von 31,2 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht. Dieses Wachstumstempo verdeutlicht, dass der Umfang der Agrarproduktion in Usbekistan erheblich ausgeweitet wurde und sich das Exportpotenzial weiter verbessert hat. Der Anteil dieser Produkte am Gesamtexport des Landes betrug 5,8 Prozent.
Der deutliche Anstieg des Exports von Obst und Gemüsen zeugt davon, dass die Position von Usbekistan auf den globalen Märkten gestärkt wurde und die Exportorientierung der nationalen Wirtschaft zugenommen hat.
Die Verabschiedung des Gesetzes „Über die Lebensmittelsicherheit“ im Jahre 2025 war ein wichtiger Schritt auf dem Weg der Stärkung der Lebensmittelsicherheit sowie zur Festigung der rechtlichen Grundlagen in diesem Bereich. Dieses Dokument zielt darauf ab, die Kontrolle über die Qualität und Sicherheit von Nahungsmitteln zu stärken, eine kontinuierliche Entwicklung zu gewährleisten sowie die Rolle des Agrarsektors in der nationalen Wirtschaft zu stärken und zu vereinfachen.
Gleichzeitig dient dieses Gesetz als Instrument, um die Maßnahmen zur Gewährleistung der Lebensmittelsicherheit umzusetzen, den Lebensmittelsektor des Landes in die globalen Märkte zu integrieren sowie die Übereinstimmung der Produktion und Kontrolle den internationalen Standards zu stärken.
Die Zusammenarbeit Usbekistans mit der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) ist ein wichtiger Bestandteil der strategischen Anstrengungen des Landes zur Gewährleistung der Lebensmittelsicherheit und der nachhaltigen Entwicklung. Das geschieht durch das Lernen der besten Erfahrungen der entwickelten Länder und deren Anpassung an die nationale Politik und Praxis von Usbekistan.
Insbesondere während der internationalen Konferenzen in Samarkand wurden die effektivsten Praktiken der hochentwickelten Staaten im Bereich der Ernährungssicherheit analysiert und Möglichkeiten zu ihrer Anpassung an die usbekischen Gegebenheiten erörtert. Dies spiegelt die Wirksamkeit der unternommenen Anstrengungen und die Stärkung der Position des Landes in diesem Bereich wider.
Die Reformen, die in Usbekistan durchgeführt werden, entsprechen den Zielen der nachhaltigen Entwicklung der UNO. Dazu gehören die Gewährleistung der Lebensmittelsicherheit, die Erhöhung des Ernährungsniveaus und das Vorantreiben einer nachhaltigen Landwirtschaft. Die Maßnahmen, die im Rahmen dieser Ziele umgesetzt werden, tragen zur Stärkung der sozial-wirtschaftlichen Stabilität des Landes und zum langfristigen Wirtschaftswachstum bei.
Um in Usbekistan die Lebensmittelsicherheit zu gewährleisten, werden umfassende Reformen in der Landwirtschaft umgesetzt:
Erstens wurden einige traditionell auf den Anbau von Baumwolle und Getreide spezialisierte Flächen auf Anbau von Gemüse, Hülsenfrüchten und Melonen umgestellt. Dies trägt dazu bei, die Nahrungsmittelproduktion zu steigern, Mängel auf dem Binnenmarkt zu beseitigen und die Nahrungsmittelversorgung der Bevölkerung zu verbessern.
Zweitens hat die Einführung von Cluster- und Kooperationssystemen in der Landwirtschaft das Potenzial für die Verarbeitung, Lagerung und den Export von Produkten deutlich erhöht. Es ist geplant, im Jahre 2025 die Produktion von Produkten mit hohem Mehrwert zu erweitern, was eine der vorrangigen Richtungen der Entwicklung der Lebensmittelindustrie darstellt.
Drittens gewährt der Staat den privaten Hauswirtschaften günstige Kredite und Subventionen. Das ermöglicht der Bevölkerung, auf eigenen Grundstücken landwirtschaftliche Produkte anzubauen und auf diese Weise die lokalen Märkte zu bereichern.
Darüber hinaus spielen innovative Lösungen und moderne Technologien eine wichtige Rolle bei der Stärkung der Lebensmittelsicherheit. Insbesondere die Einführung der Blockchain-Technologie ermöglicht eine effektive Kontrolle der Produktqualität und erhöht die Transparenz der Lieferketten.
Gleichzeitig ermöglichen die Verbesserung des Agrarlogistiksystems und die Modernisierung der Lagereinrichtungen eine deutliche Reduzierung der Produktverluste. Dank der durchgeführten Reformen konnte Usbekistan seine Selbstversorgung mit Lebensmitteln deutlich steigern und seine Importabhängigkeit verringern.
Die Lebensmittelsicherheit hängt nicht nur von der Menge, sondern auch von der Qualität und Sicherheit der Lebensmittel ab. In Usbekistan wurde der regulatorische Rahmen in diesem Bereich gestärkt. Die Standards bezüglich der Qualität und Sicherheit von Lebensmitteln sind für juristische und natürliche Personen verbindlich. Die Einhaltung der Hygiene-, Veterinär- und Pflanzenschutzvorschriften wird streng kontrolliert. Die Lebensmittelindustrie hat die Systeme HACCP (Hazard Analysis and Critical Control Points) und GHP (Gute Hygienepraxis) eingeführt – grundlegende Instrumente zur Gewährleistung der Lebensmittelsicherheit, die in der Lebensmittelindustrie zur Risikominimierung eingesetzt werden. Darüber hinaus beteiligen sich Bürger, zivilgesellschaftliche Institutionen, nichtstaatliche Non-Profit-Organisationen und die Medien aktiv an der Umsetzung der öffentlichen Überwachung der Lebensmittelqualität.
Darüber hinaus wird in Usbekistan ein besonderes Augenmerk auf eine gesunde Ernährung gelegt. Im Land werden derzeit umfassende Aufklärungsmaßnahmen durchgeführt. Im Staatsprogramm des ablaufenden Jahres wurde festgelegt, dass die Aufklärungsmaßnahmen unter der Bevölkerung zu Fragen einer gesunden Lebensweise und Ernährung intensiviert werden soll. Das trägt zur Steigerung der Informiertheit der Menschen, Festigung der Gesundheit und Vorbeugung der Krankheiten bei.
Es gibt auch eine Reihe wichtiger Herausforderungen, die auf dem Weg zur Sicherung der Lebensmittelsicherheit zu bewältigen sind.
Erstens haben Klimawandel, Dürre und Wasserknappheit negative Auswirkungen auf die Produktivität der Landwirtschaft.
Zweitens bringen globale Krisen wie Pandemie, wirtschaftliche Instabilität und Schwankungen in der Weltwirtschaft Risiken für die Lebensmittelversorgung mit sich. Um diese Risiken zu senken, setzt Usbekistan Maßnahmen zum Aufbau von Vorräten und zur Verringerung der Abhängigkeit von Importen um.
Ein starker Anstieg der Lebensmittelpreise kann die Einkommen der Menschen beeinträchtigen und die wirtschaftliche Stabilität stören. Deswegen versucht der Staat, die Preisstabilität durch eine vergünstigte Kreditvergabe und ein Preisüberwachungssystem zu gewährleisten.
Auch das Armutsniveau stellt eine große Herausforderung dar. Im Jahr 2025 soll das Ausmaß der Armut ermittelt und die wirtschaftliche Verfügbarkeit von Nahrungsmitteln erhöht werden.
Dazu kommt noch, dass sich der Mangel an wissenschaftlicher Forschung und qualifiziertem Personal im Bereich der Lebensmittelsicherheit negativ auf die Entwicklung in diesem Bereich auswirkt. Es ist notwendig, effektive Bildungsprogramme und Schulungen einzuführen.
Usbekistan setzt die Strategie zur Gewährleistung der Lebensmittelsicherheit der Republik Usbekistan und einer gesunden Ernährung bis 2030 um, die eine effektive Nutzung der Ressourcen zur Verbesserung der Lebensbedingungen der Bevölkerung vorsieht. Das System der Wassernutzung wird verbessert, die Bodenfruchtbarkeit wird erhöht und das Volumen der Nahrungsmittelproduktion gesteigert.
Zudem soll die Landwirtschaft modernisiert und die Exporte durch ausländische und inländische Investitionen verdoppelt werden. Der Ausbau der Zusammenarbeit mit internationalen Organisationen, insbesondere der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen FAO, ist von wichtiger Bedeutung, um die Ernährungssicherheit zu gewährleisten.
Die Aufklärung der Bevölkerung über gesunde Ernährung und Lebensmittelsicherheit sowie die Verbesserung eines effektiven Systems zur Ausbildung qualifizierten Fachpersonals bleiben weiterhin als vorrangige Aufgaben. Darüber hinaus trägt der weitgehende Einsatz digitaler Technologien und Innovationen dazu bei, die Effizienz der gesamten Lebensmittelversorgungskette zu verbessern.
Usbekistan erzielte bereits beachtliche Fortschritte bei der Gewährleistung der Lebensmittelsicherheit. Dennoch ist es notwendig, die Anstrengungen in diesem Bereich fortzusetzen und zu intensivieren, um bestehende Herausforderungen zu bewältigen und sich auf die globalen wirtschaftlichen Veränderungen vorzubereiten. Die Modernisierung der Landwirtschaft, die Diversifizierung der Produktion und die Entwicklung des Agrarsektors sind von entscheidender Bedeutung. Darüber hinaus ist es auch wichtig, die internationale Zusammenarbeit zu stärken.
Iskandar Urakbaev,
Experte des Zentrums für nachhaltige Entwicklung