Usbekistan Zukunft: High Potentials
Die usbekische Wirtschaft erlebt derzeit einen Aufschwung. Die jungen, gut ausgebildeten Unternehmer des zentralasiatischen Landes setzen dabei zunehmend auf den europäischen Markt. Seit 2006 nimmt Usbekistan an „Fit for Partnership with Germany“ teil und hat seitdem über 400 Führungskräfte zur Fortbildung nach Deutschland gesandt. Einer von ihnen ist Nabijon Kasimov, der das Programm 2011 als Teilnehmer durchlief und heute Botschafter der Republik Usbekistan in Deutschland ist. Im Interview spricht er darüber, was das Managerfortbildungsprogramm (MP) für sein Land bedeutet und wie er persönlich davon bis heute profitiert.
Welche Eindrücke sind Ihnen von Ihrer eigenen Teilnahme am Managerfortbildungsprogramm im Gedächtnis geblieben?
Im Jahr 2011 hatte ich das Glück, an diesem einzigartigen Programm teilnehmen zu dürfen. Das Wissen, das ich damals erwerben konnte, die Möglichkeit, die Arbeitsweise deutscher Unternehmen und deren Managementmethoden, aber auch die Praxis der Außenwirtschaftsförderung kennenzulernen, haben mich bereichert und mir eine profunde Vorstellung von den Grundlagen des Unternehmensmanagements vermittelt. Ich halte das Programm für sehr effizient, besonders den Umstand, dass die Teilnehmer durch die Unternehmensbesuche vor Ort das reale Tagesgeschäft der Betriebe kennenlernen. Dieser Einblick in die Praxis kann gar nicht hoch genug bewertet werden, denn schon in Goethes Faust heißt es schließlich: Grau, teurer Freund, ist alle Theorie, und grün des Lebens goldner Baum.
Welche Bedeutung hat das Programm heute für Sie in Ihrer Tätigkeit als Botschafter Usbekistans in Deutschland?
Durch das Managerfortbildungsprogramm habe ich die Mentalität deutscher Unternehmer verstehen gelernt, ich habe die deutsche Unternehmensphilosophie sozusagen von innen studiert. Die Erfahrungen und Erkenntnisse von damals helfen mir auch bei meiner heutigen Arbeit. Es ist eine Binsenweisheit, dass es für den Erfolg jeder Unternehmung moderne Managementmethoden und qualifizierte Manager mit Know-how braucht, sei es in einem Produktionsbetrieb, einem Krankenhaus, einem Sportclub oder eben in einer Botschaft. In meiner derzeitigen Position als Leiter einer Auslandsvertretung besteht eine meiner wichtigsten Aufgaben darin, die bilateralen Wirtschafts- und Handelsbeziehungen auf allen Ebenen zu stärken. Dabei bemühe ich mich, mein Wissen so einzusetzen, dass es für deutsche Unternehmen attraktiv ist, mit usbekischen Partnern zu kooperieren, beispielsweise im Handel oder auch im Investitionsbereich.
Usbekistan ist seit 2007 Partner des MP. Welche Rolle spielt das Programm für das Land?
Für Usbekistan sind, wie für jedes andere moderne Land auch, qualifizierte, fähige und entscheidungsstarke Führungskräfte von essentieller Bedeutung. Von der Teilnahme am MP haben unsere Manager rundum profitiert und somit natürlich auch die usbekische Wirtschaft. Zahlreiche Unternehmer arbeiten seit ihrem Deutschlandaufenthalt viel strategischer. Viele Firmen haben ein Custer-Relationship-Management und ein Qualitätsmanagement eingeführt und die Zusammenarbeit mit deutschen Unternehmen ausgebaut. Dadurch konnten sie ihren Umsatz signifikant steigern und neue Arbeitsplätze schaffen. Im Kontext des globalen Wettbewerbs legen wir in Usbekistan besonders viel Wert auf Innovation und bedarfsgerechte Modernisierung der Wirtschaft, Exportförderung und Anreize für unternehmerische Initiative. Deshalb haben wir ein vitales Interesse daran, das Managerfortbildungsprogramm fortzuführen und die Zahl der usbekischen Teilnehmer deutlich zu erhöhen. Gern möchten wir usbekische Branchengruppen zu konkreten Wirtschaftszweigen nach Deutschland schicken. Beispielsweise würden wir gern Fachaufenthalte für unsere Manager in Bereichen wie Straßenbau, Standardisierung und Zertifizierung, Transportlogistik, Tiermedizin, Landwirtschaft, chemische Industrie oder IT durchführen. Wir hoffen, dass es uns gelingt, diese komplexen und sinnvollen Programmaspekte mit unseren deutschen Partnern umzusetzen.
Was wünschen Sie zukünftigen Programmteilnehmern und den Alumni?
Vor allem empfehle ich jedem, die Zeit in Deutschland so effizient wie möglich zu nutzen und sich genau anzusehen, wie deutsche Unternehmen arbeiten, vor allem im Marketing. Außerdem sollte man so viele Kontakte wie möglich knüpfen und sich neue Ideen zu eigen machen. Den Alumni empfehle ich, die neuen Kontakte nicht nur zu pflegen, sondern in konkrete gemeinsame Projekte münden zu lassen und die deutschen Partner aktiv von den Vorteilen einer Kooperation mit Usbekistan zu überzeugen. Allen ehemaligen und allen zukünftigen Programmteilnehmern wünsche ich viel Erfolg und alles erdenklich Gute.
Infobox
Zahlen & Fakten
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Seit Beginn der Programmarbeit in Usbekistan 2006 fanden in Taschkent mehr als 20 Auswahlrunden statt, an denen mehr als 1.000 Interessenten teilgenommen haben
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Mehr als 400 Teilnehmer reisten zur Fortbildung nach Deutschland
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95 usbekische Programmteilnehmer haben dank des Aufenthalts in Deutschland Handelsverträge mit deutschen Unternehmen abgeschlossen (67,4 % aller Teilnehmer)
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Besonders viele Teilnehmer kommen aus dem produzierenden Gewerbe
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28,6 % gaben an, im Nachgang zum Programm Joint Ventures mit deutschen Partnern gegründet zu haben.
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Der Gesamtjahresumsatz von drei der entstandenen Joint Ventures bewegt sich jeweils zwischen 500.000 und zwei Millionen Euro.